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Autorenbildromypauliner

Eine 'neue Liebe'

Aktualisiert: 27. Sept. 2023

Eine neue Art und Weise eine Beziehung zu führen.

Das ist es aktuell, was mich rumtreibt. Was mir schlaflose Nächte bereitet. Was mich in emotionale Tiefen stürzen lässt, was mich in meine Wunden schmeißt, die tief in mir ungeheilt verborgen liegen.


Und auf dem Weg diese neue Art und Weise eine Beziehung zu führen, verliere ich mich manchmal. Verliere ich das Ziel aus den Augen, das Ziel frei zu lieben und zu leben. Deshalb erinnere ich mich mit diesen Worten daran.


Ich bin seit fast genau einem Jahr verheiratet und mit meinem Mann seit 2 Jahren zusammen. Ihn kennenzulernen hat mir eine Welt eröffnet und hat in mir Dinge zum Leben erweckt, die ich fest verschlossen gehalten habe. Mit denen ich immer allein war, von den ich dachte, dass ich sie tief verbergen sollte. Sie sind so klein und leise in mir geworden, dass ich sie kaum mehr wahrgenommen habe. Als ich Finn traf, ist dieser Teil in mir mit einem Schlag an die Oberfläche geschwappt. Ich wusste nicht, dass ich lange auf diesen Moment gewartet habe, aber als er dann passiert ist, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Es fühlte sich an wie eine Geburt, eine Geburt von einer Romy, die sich bis dato versteckt hat. Er war es, der mir die Erlaubnis gegeben hat, mich ganz zu zeigen.


Das Vertrauen, was ich dadurch zu meinem Mann aufgebaut habe, ist immens groß. Schließlich war er in diesem Moment der Befreier der verschütteten Teile in mir. 2 Jahre später schreibe ich nun diesen Text. Wir führen eine Beziehung, wie viele andere Menschen auch. Trotz dieser spirituellen Verbindung finden wir uns oft an Punkten wieder, an den sich jeder innerhalb von Beziehungen manchmal findet. 'Zu wenig Zeit gemeinsam verbringen, Aufräum-Differenzen, Verlustängste, die sich in passive Aggression und Anklagen kleiden'. Manchmal stecken auch wir so tief in diesen Differenzen, dass ich anfange an der Beziehung zu zweifeln. Zu glauben, wir passen nicht zusammen. Zu glauben, dass es vielleicht doch jemand anderes ist, mit dem ich zusammen sein will. Doch dann gibt es immer wieder Schlüsselmomente, die mich daran erinnern, warum ich mein Leben mit diesem Mann verbringen möchte.


Wir beide haben eine Vision und eine Sehnsucht nach einer Liebe die tatsächlich liebt. Wir alle, inklusive Finn und ich, haben eine Schablone dafür, wie Beziehung 'richtig' funktioniert. Ein Blueprint, den wir mitbekommen haben, durch die Beziehungen die wir als Kind erlebt haben. Diese Schablone sagt, 'es ist nur möglich sich zu EINER Person sexuell hingezogen zu fühlen und wenn es mehrere sind, bedeutet das, dass ich nicht mehr geleibt werde'. Diese Schablone sagt, 'dass wenn der andere Spaß und Freude ohne mich hat (ob auf der Arbeit oder mit Freunden) liebt er mich nicht wirklich und will mich nicht dabei haben'. Diese Schablone sagt, 'dass wenn ich meinen Partnern nicht kontrollieren kann, wird er mich verlassen'. Diese Schablone sagt, 'dass wenn ich nicht oft genug mit ihm Sex habe, wird er sich nicht mehr für mich interessieren.'


Ich befinde mich grade in einem Prozess von 'Grenzen Sprengen'. Ich möchte die Grenzen dieser Schablonen sprengen. Und ich merke, dass außerhalb dieser bekannten Grenzen, Ängste auf mich zukommen. Verlassensängste, Angst, nicht genug zu sein. Ich werde mit meiner mangelnde Selbstliebe konfrontiert. Mit all den Bedingungen, die an meinen Wert geknüpft sind. Erfolgreich genug, gut aussehend gut, schlau genug, reich genug, sexy genug usw.

Und ich merke, dass ich eine Wunde in mir tragen, die ich folgendermaßen beschreiben würde: 'ich kann mir kaum vorstellen, dass MICH jemand liebt, wenn ich wirklich ich selbst bin.' Diese Erfahrung habe ich in meinem Leben eigentlich nur Kleckerweise machen dürfen, wenn überhaupt. Die Liebe anderer war immer an Bedingungen geknüpft. Demnach fangen wir im Laufe unseres Lebens an, Liebe mit den Dingen zu assoziieren, die unsere Eltern uns vorgelebt haben.



Für viele ist der reine Gedanke, dass ihr Partner mit einer anderen Frau schläft, schier unaushaltbar. And trust me, I get that. Es ist ein Schmerz, der zerreißend ist und nicht mit Worten zu beschreiben. Man könnte denken, und glaube mir, dass dachte ich oft, warum zur Hölle tue ich mir das an. Ich weiß, warum ich mir das antue. Ich tue es mir an, weil ich mich nach einer menschlichen Verbindung sehne, die mir bedingungslos erlaubt, mich voll und ganz und frei zu leben. Sehr oft stellen wir unsere Wünsche für unseren Partner hinten an. Geben unser Phantasien auf. Verzichten auf unsere Träume, weil wir Angst haben, dass unser Partner dann traurig oder sauer ist und uns dann verlässt. Frühstücken uns mit dem Satz 'das ist halt so in Beziehung' ab. Ich war noch nie ein Mensch, der dieses Satz mochte. Schon als Kind wollte ich das nicht akzeptieren. Meine Vorstellung ist eine Beziehung, in der ich ALLES erleben kann, was ich erleben will MIT der Sicherheit eines Partners. Ich kolonialisiere eine neue Welt, von der ich noch nicht weiß, wie genau sie richtig funktioniert. Aber ich persönlich möchte nichts unversucht lassen, wenn es bedeutet, dass ich dieses Leben voll auskosten kann. Ich sehne mich danach mich GANZ zu zeigen. Ich sehne mich danach jede Facette auszukosten. Manchmal weiß ich gar nicht warum ich diese Sehnsucht habe.


Auch wenn ich es oft noch nicht schaffen, bereitet es mir Seelenschmerz, der Person, die ich liebe, Dinge zu verbieten, die sie liebt. Weil es mir, und in diesem Falle meinem Ego, wehtut. Ich benutze meinen Partner als Schutz vor mir Selbst. 'Bitte schütze mich, sodass ich nicht mit meinem Schmerz und meinem Minderwert konfrontiert werde'. Er wird zum Gefängniswärter meiner Unfreiheit. Und umgekehrt. Es gab Momente, da habe ich meinen Mann wie einen Bruder gesehen. Einem Bruder, dem ich nichts mehr wünsche, als das Beste. In diesen Momenten kann ich ihn frei lassen. In diesem Moment wächst meine Liebesfähigkeit, wovon jeder auf dieser Welt profitiert. Ihn in seiner Freiheit unterstützen. Und das Erwachen und Aufblühen in diesen Momenten, berührt mich so tief, dass aller Egoschmerz klitzeklein wird.


Diese Momente sind nicht alltäglich. Sie verlangen Bewusstseinsarbeit. Sie verlangen tiefe Selbstliebe. Sie verlangen Mut und sehr sehr viel Verletzlichkeit. Sie verlangen von mir, in Beziehung mit einer größeren Macht zu treten. Universum, Gott however you would like to call it.

Und wenn es weder Raum noch Zeit für diese intensiven Prozess gibt, dann empfehle ich niemandem diese Art von Beziehung. Ich glaube, wir sind diejenigen, die den Weg in eine neue Art zu Lieben ebnen. Und anderen dann Stück für Stück dabei helfen, ein bisschen freier zu Lieben.


Die erste Assoziation, die Menschen mit 'offener Beziehung' haben, ist 'Sex mit anderen Menschen zu haben'. Und während das ein Teil dessen sein kann, bedeutet es noch so viel mehr. Finn und ich steigen nicht wöchentlich mit neuen Lover'n ins Bett. Für uns ist es die gegenseitige Unterstützung der vollen Entfaltung. Wir unterstützen uns dabei, mehr wir selbst zu werden. Denn wir vertrauen in menschliches Potential und wir glauben and das Gute in Menschen. In uns. Vielleicht merken wir in 10 Jahren, dass wir auf dem totalen Holzweg waren und das alles doch nicht funktioniert. Aber ich habs probiert, Antworten gefunden, die mich rumtrieben und wirklich geliebt.


Ich will niemandem sagen, welche Beziehungsform die Richtige ist. Das ist nicht Sinn dieses Beitrags. Es ist reine Ausdrucksform meiner Innenwelt und dem, was mich bewegt. Eine Erinnerung daran, warum ich das alles eigentlich mache.


Ich weiß, wir haben alle die Möglichkeit, alles zu erleben was wir uns wünschen. Und ich weiß, dass dieser Gedanke extrem überfordernd sein kann. Dich unter Druck setzten kann. Aber am Ende des Tages stimmt er. Und ich entscheide mich, mutig zu sein und mein Leben zu nutzen um zu explorieren, was diese menschliche Erfahrung hergibt.

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